Artikel: „Unterwegs mit …“ Samuel Koch
Für den DB MOBIL-Podcast „Unterwegs mit …“ steigt die Moderatorin und Journalistin Salwa Houmsi alle 14 Tage in den Zug, um mit prominenten Reisenden aus Pop, Kultur und Gesellschaft darüber zu reden, was diese antreibt oder aufregt, begeistert oder bewegt. In der letzten Folge der zweiten Staffel ist Samuel Koch, Schauspieler und Autor, zu Gast. Er spricht unter anderem über Reisen im Rollstuhl und Dankbarkeit auch in schlechten Zeiten.
Zum Staffelfinale erlebt Salwa das Bahnfahren noch einmal aus einer neuen Perspektive: Sie begleitet Samuel auf seiner Fahrt von Mannheim nach Frankfurt am Main. Samuel ist seit seinem Unfall bei „Wetten, dass..?“ 2010 auf einen Rollstuhl angewiesen – was ihn aber nicht davon abhält, als Schauspieler zu arbeiten und um die Welt und durch Deutschland zu reisen. Auf Bahnfahrten ist Samuel auf den Mobilitätsservice der DB angewiesen. Während Samuel und Salwa am Mannheimer Bahnhof darauf warten, dass Samuel per Hublift in den ICE gehoben wird, unterhalten sie sich über das Thema Barrierefreiheit, denn der Schauspieler ist nicht nur beruflich ständig unterwegs. In kalten Monaten allerdings seltener mit dem Zug: „Ich bin so eine Frostbeule. Deshalb bin ich im Winter, wenn es so kalt ist, leider noch oft mit dem Auto unterwegs.“ Er bewege sich reichlich wenig und habe Titan im Nacken verarbeitet, das sehr wetterfühlig sei. „Im Sommer bin ich tatsächlich öfter mit der Bahn unterwegs – ich bin ein Schönwetter-Bahnfahrer“.
Am Rollstuhlplatz angekommen geht das Gespräch weiter. Samuel versucht stets, das Gute und Positive im Leben zu sehen. Er ist überzeugt: „Was es in jeder Krise braucht, ist ein Umdenken.“ Als Salwa ihn nach einem konkreten Tipp fragt, nennt er etwa die „Multifunktionsallzweckwaffe“ Dankbarkeit: „Klar kann man nicht in jeder Situation aus dem Nichts heraus dankbar sein. Aber vor jeder Dankbarkeit muss ja die Wahrnehmung des Guten stehen. Selbst wenn gerade 90 oder 99 Prozent im Leben dämlich sind, sind immer noch zehn oder ein Prozent gut. Man kann versuchen, den Blick zu weiten und sich auf diese wenigen guten Prozente konzentrieren.“ Und nach der Wahrnehmung des Guten könne dann die Dankbarkeit folgen.
Samuel hat einen Verein gegründet, um anderen Menschen mit Handicap und deren Familien zu helfen: „Samuel Koch und Freunde“. „Der Fokus sind primär pflegende Angehörige“, erzählt der 35-Jährige. „Für diese Familien wollen wir einen Ort des Auftankens erschaffen.“ Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine habe sich der Fokus erweitert: Der Verein helfe nun auch Geflüchteten mit einem Handicap.
Im Moment schreibt Samuel an mehreren Drehbüchern. Er gehört fest zum Ensemble am Nationaltheater Mannheim und geht im Mai 2023 mit seinem eigenen Programm „Schwerelos“ auf Tour. Salwa möchte von ihm wissen, was er davon hält, wenn Menschen ohne Behinderung in Filmen oder Serien Menschen mit Behinderung spielen. Wenn es um die Darstellung seiner Person gehe, halte er die Suche nach jemanden, der wirklich im Rollstuhl sitze, zwar für wichtig, sagt Samuel. Man müsse es aber nicht erzwingen, wenn man niemanden finde: „Schlussendlich sollte derjenige die Rolle kriegen, der am besten geeignet ist für den Charakter.“